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Dienstag, 31. Juli 2012

Sommerblues (Seife Nr. 52)

Ich habe mir wieder ein Babassuschätzchen geseifelt. Allein, wie dieses Öl schon beim Erwärmen duftet: Nussig, schokoladig - zum Fressen!
Ich habe es aber nicht gefuttert, sondern ganz brav folgende Zutaten verseift:

400g Babassuöl
200g Mandelöl
250g Erdnussöl
Geplante Überfettung: 6-7%
1 El. Meersalz für die Lauge

Das gibt eine schöne weiße Seife. Für die Farbe habe ich die Boesnerpigmente Cutipp lindgrün, violett und rot verwendet, die mir SchwesterEster aus dem Seifenforum netterweise in ihr Märchenschieberpaket gepackt hat. Der weiße Seifenleim duftet nach einem meiner Lieblings-PÖ: Torso. Das hatte ich glücklicherweise zur Hand, weil mir alprinceton in Upflamör ein Fläschchen davon geschenkt hat. Vielleicht sollte ich mich einmal mit einem Hut an die Straßenecke setzen, um mein chronisch mangelernährtes Konto ein bisschen aufzufüttern (bloß nicht! Sonst kommst du noch mit lauter Siedezutaten nach Hause!).




Ich denke aber, dass ich die Farben ein wenig zu knapp dosiert habe. Denn eigentlich wollte ich ein fröhliches, kräftigbuntes Sommerseifchen rühren. Aber beides, die Marmorierung wie die Farbe, sind ein bisschen schwach, eher wie eine Erinnerung: Zart, schön und fern. Ein bisschen Blues eben. Das könnte doch glatt auf diesen Sommer passen. Kaum da der Kerl, schon wird er uns wieder untreu und schwirrt ab.



Für ein Wellenstück hat der Seifenleim auch noch gereicht:


Wie singt Ella Fitzgerald so anrührend - Sie meint natürlich nicht den Sommer, sondern ihren untreuen Knilch: "Am I blue? Am I blue? Ain't these tears in my eyes tellin' You ... But now he's gone and we're through. Am I blue."
Gut, dass ich den Herbst ohnehin viel lieber mag, als den Sommer. Und in meine geplante Herbstseife werde ich so viel Farbe mischen, dass der Schaum seifenblasenbunt wird. Nix mehr mit Blues!

miscellanea

Begegnungen

Ich habe letzte Woche ein bisschen Kleinkram fertiggestellt und ein bisschen unterwegs war ich auch am Wochenende, und dazu kam Überraschungsbesuch und eine Begegnung der dritten oder vierten Art hatte ich auch. Das kam so: Diese Babyschuhe habe ich für Amelie gestrickt, damit sie warme Füsse hat, wenn sie diese Welt betritt.





Als ich den ersten Schuh fertig hatte, sah ich ihn mir an und - ich saß gerade im Zug - überlegte so bei mir, ob er nicht so ganz eventuell, vielleicht eine Spur zu 90er-Jahre-disco sein könnte. Da sagte die Frau, die mir gegenübersaß, plötzlich: "Also das können Sie einem Kind heute nicht mehr schenken. Dieses Rosa! Das ist ja so geschmacklos. Meinen Kindern hätte ich so etwas nicht angezogen." Sprach's und schaute wieder aus dem Fenster. Nach einer Minute Schockstarre kam mir eine etwas lahme Erwiderung über die Lippen, aber trotzdem hatte sie mir die Freude an den schrillen Schühchen zunächst verdorben. Ich will ja keinen Designpreis damit gewinnen. Das ist einfach ein netter Gag, weiter nichts. Und warme Hinterpfoten machen sie auch. Mein widerständiger Geist hat den Sieg davongetragen, und damit es auch richtig kracht, habe ich aus der übrigen Wolle gleich noch Socken, Paar Nr. 7, gestrickt, mit einer puscheligen Sollknickstelle:




Zu meiner großen Befriedigung kann ich sagen, dass schon zwei Leutchen dieses Paar Socken haben wollten. Und obwohl ich extra langsam gestrickt habe, bin ich dem rosahassenden Alien nicht mehr begegnet.
Wahrscheinlich hätte Sockenpaar Nr. 6 eher Zustimmung gefunden:




Ganz jemand anderem, nämlich unserem Überraschungsbesuch, sind wir am Freitag Abend begegnet. Dieses entzückende, milchbäuchige Miezenbaby hat bei unseren Müllcontainern herumgejammert. 






Ein so zutrauliches und wohlerzogenes Katzenkind! Und leider, ja wirklich leider, hatte die Suche nach ihrem Dosenöffner Erfolg. Diesen Schnurrsack hätten wir glatt behalten. Aber am Sonntag Abend musste (konnte, durfte) das Miezchen wieder nach Hause. Ach, ja!!
Am Sonntag waren wir noch auf Besuch im Vorwald, Grillen, Ratschen, Baby besichtigen und Spazierengehen. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich diese Landschaft liebe (so ein oder zwei Mal, eigentlich dauernd)? 




Der Hafer raschelt und wispert schon, wenn der Wind darübergeht. 





Es gibt zwar noch viele bunte Blumen auf den Wiesen, so wie diese hübschen Nelken:




Aber eigentlich ist schon die Zeit der blassen Doldenblüten. 




Für den Sommer war's das. Die Blumenpracht wird erst im Herbst nochmals auftrumpfen.


miscellanea

Sonntag, 22. Juli 2012

Sie kann's einfach nicht lassen

Nein, das kann sie nicht. Jedes Wochenende woanders: Den ersten Julisamstag in Rust verjuchtelt und letztes Wochenende mit der Selbsthilfegruppe der anonymen Seifensüchtigen in Upflamör versiedet, verratscht, verschöpft, verschachtelt und verdreht. Ähm, ja.
Das Treffen begann schon mit einer sehr verräterischen Vorstellungsrunde (Namen von der Redaktion geändert): "Hallo, ich bin die Johanna und ich bin seifensüchtig." "Und ich heiße Martina und habe zuhause 5000 Seifen im Keller." "Ja, ich bin Linda und habe die Sache, denke ich, im Griff" ... Nun, Seifensüchtige waren wie immer in Upflamör genau an der richtigen Stelle, und jemand der schon ein paar Tausend Seifen hat, braucht sicher noch ein paar Dutzend mehr, und wer wen im Griff hatte, der Virus die Süchtigen oder umgekehrt, war an diesem Wochenende auch grad wurscht.
Natürlich haben wir wieder mit Sannyas nach ihren Rezepten geseifelt, diesmal eine Seife mit frischer Avocado und Aloe Vera (Seife Nr. 50) und eine Verlaufsschichtseife oder Schichtverlaufsseife (Seife Nr. 51). Na ihr wisst schon, man färbt 300g des Seifenleims in einer Farbe, gießt 200g in die Form, rührt in den Rest 200g des ungefärbten Seifenleims, gießt wieder 200g davon in die Form, aber vorsichtig, damit die untere Schicht so wenig wie möglich gestört wird. Dadurch wird jede Schicht ein wenig blasser als die vorhergehende, Farbverlauf eben. 
Meiner Avocadoseife habe ich farblich ein wenig zu sehr mit "Forest Green", vulgo "Waldgrün" nachgeholfen. Trotzdem finde ich sie sehr schön. Und sie duftet fein nach Orangenöl süß und bitter, Tangarine und Orangenblütenöl. Die Seifen sind dieses Mal geradezu bereitwillig aus den Formen geschlüpft, so als wüssten sie, dass nach zwei Wochen dringend wieder ein Post fällig ist und ich Bilder brauche, zum Angeben natürlich, wozu sonst.
Und hier sind meine waldgrünen Avocadoschätzchen:
Niedlich behoste Miezen, sich sonnend:




Göttliche Willendorferinnen - man beachte den künstlerisch wertvollen Farbkontrast zu Tischdecke und Abendbrot-Tomaten:




Wilde Amerikaner




Friedliche Tauben und ein Steinbockerl - Das ist natürlich nur für mich!




Und - Plastik-Puddingbecher. Auf diesem Foto kommt die Farbe der Wirklichkeit am nächsten, mehr kann man dazu nicht sagen:




Eine Seifenform für Grobmotoriker - definitiv. 
Die Schichtseife duftet farbkonträr und intensiv nach Lavendel, Lavandin, Amyrisöl, Bergamotte-Minze und Verbene. Aber das ist mir egal. Mir gefällt die sonnige Färbung mit "Sunset Yellow" auch mit einer lecker-lavendeligen Duftnote.






Eine kleine Kakaoader habe ich auch noch hineinpraktiziert. Und aus dem hellen Restleim ist noch eine etwas farblose Dahlie entstanden. Sieht aber doch hübsch aus.




Die Seife hatte eine Nacht lang Zeit für die Gelphase, da wollte sie aber nicht so recht. Erst als ich sie aufgeschnitten in meinem huschelig warmen Auto Richtung Heimat kutschiert habe, ist ihr so richtig heiß geworden. Als ich zuhause angekommen bin, war auch sie mit Gelen fertig.
Natürlich musste auch dieses Mal wieder eine Graupappeschachtel her. Das ging aber erstaunlicherweise ganz ohne Rumpelstilzcheneinlage meinerseits ab (ommm).







Die Schachtel ist übrigens mit dem Londoner U-Bahn- und Nahverkehrsplan bezogen. Ich bin so stolz auf mich! Und soo froh, dass Andrea Seifenzwerg mich überredet hat.
Doro hätte mich zum Perlendrehen gar nicht überreden müssen. Aber jedesmal wenn ich mich dem Perlenbrenner näherte, sass da schon jemand, oder ich musste dringend einem anderen Vergnügen nachgehen - Essen, Schachtel basteln, Seifeln, Papierschöpfen, Schiffchenspitze erklären, ratschen, Kaffeetrinken. Aber in der Nacht von Samstag auf Sonntag habe ich mir den Brenner doch noch erobert. Und das ist dabei herausgekommen:




Ich mag es, wenn die Perlen so ein bisschen (sehr) unregelmäßig sind (Doro schaut schon immer ganz mitleidig). 
Dank Angelika habe ich auch eine ganz neue Verpackungsidee entdeckt. Praktischerweise habe ich gleich ein Ansichtsexemplar als Vorlage bekommen. Ab jetzt müssen sich Plastikwasserflaschen sehr vor mir hüten, wenn sie ihre Bodenständigkeit behalten wollen.





Marlene und ich haben am Samstag noch einen kleinen Workshop im Workshop veranstaltet - Papierschöpfen. Bevor ich mit Erklären fertig war, hatten sich schon alle auf die Schöpfbutten geworfen, Marlene und mir die Schöpfrahmen entrupft und in Nullkommanix stapelten sich ganze Berge von frisch geschöpftem Papier. Bevor meine Schöpfrähmchen sich selbständig gemacht haben, ist es mir noch knapp gelungen, selbst ein Kuvert und eine Karte mit Serviettenmotiven zu schöpfen. 





Sogar die bunte Pulpe hat noch Abnehmer gefunden. Ich glaube, es gibt seit letztem Samstag ein paar Papierschöpfinfizierte mehr (hehe). Das haben wir gut gemacht, Marlene.
Ach, es war wieder schön in Upflamör! Ich freue mich schon auf Upf7 im nächsten März.
Auf dem Heimweg habe ich noch den Bussen besucht, den "Heiligen Berg Oberschwabens". 




Ich treibe mich in letzter Zeit auffallend häufig auf heiligen Bergen herum. Ich muss das ganz schön nötig haben. Der Bussen ist jedenfalls ziemlich steil. 




Auch die Vorstellung, dass schon Kelten und Römer sich da hinaufgewuchtet haben, hat mich nicht wirklich getröstet. Aber der Anstieg ist kurz und wird mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Das Innere der Kirche ist 60er-Jahre-modern und kühl und entspricht nicht den landläufigen Vorstellungen einer Wallfahrtskirche.




Ich bin dann noch zur Burgruine aus der Stauferzeit hinüberspaziert und habe den Bergfried erklommen.






Acht lange Jahrhunderte Dienst als Mauerstein zu tun, ist sicher sehr anstrengend. Das hat jedenfalls er mir so erzählt.




Oben dann ein gigantischer Rundumblick und Ruhe. Ich war ganz allein und konnte mich als Ritter und Burgherr auf Wache fühlen. Die einzigen Störenfriede waren allerdings heranziehende Regenschauer.




Ich bin eine ganze Zeit lang dort oben geblieben und habe in die Ferne, nein, in die Weite geschaut, bevor ich mich endgültig auf den Heimweg gemacht habe. Ich finde "Weite" ist ein so viel schöneres Wort als "Ferne".
Die Regenschauer haben mich übrigens erst kurz vor Memmingen eingeholt.


miscellanea

Freitag, 6. Juli 2012

Befilzt und verschoben

Ich bin euch noch die Bilder der letzten drei Seifen des Gedichtseifenschiebers aus dem Seifentreff schuldig. "Glücklich sein" von Nicandra und "Der Tod" von arwenabendstern habe ich euch schon vorgestellt, guckst du hier, und "Die Stadt" kennt ihr auch schon, guckst du da.



Hier kommt noch "Der Mann im Mond" nach einem Gedicht von Mascha Kaleko, gesiedet und hübsch in Pastelltönen getrichtert vom Schaumzwerg.



Der Frühling, "Er ist's", ein Gedicht von Eduard Mörike und eine Seife von Seifenpfote, richtig mit dem blauen Band und stilecht mit Blümchen:



Nyalkalda hat sich Schillers Rätselei "Von Perlen baut sich eine Brücke" vorgenommen und wunderbar in Seife mit Perlenschimmer umgesetzt. Sogar das Badesalz trägt Regenbogen.




Und ich war natürlich auch nicht untätig und habe fleißig die Filznadel geschwungen. Herausgekommen sind die ersten beiden Filzseifen für dieses Jahr. Einmal Fliegenpilze vorne ...



... und einmal Fliegenpilzchen hinten. Hübsch kuschelig.



Eine Filzseife mit verschlungenen Drachen habe ich schon einmal gemacht. Diese beiden Vertreter der Wickelschwanzdrachen, (auf gut küchenlateinisch: Draco curvicauda saponis) spucken zwar Feuer, schauen aber freundlicher aus der Wäsche als die beiden vom vorigen Jahr.



Sehr viel freundlicher:


Und zuguterletzt ist am Freitag noch diese bedauernswerte Schönheit bei mir eingetrudelt. Die Arme musste im Pelzmantel in einem Luftpolsterkuvert zu mir reisen - bei dieser Tropenhitze!


Sie hat das erste Foto aber noch tapfer im Bärenmantel mit Goldgürtel durchgestanden. Es handelt sich um Kates Seife aus dem Märchenseifenschieber im Seifentreff und thematisiert das Märchen "Schneeweißchen und Rosenrot". Nach dem Striptease ist auch tatsächlich ein hübsches wohlduftendes Rosenrot erschienen. Ich schwöre euch, ich habe einen Seufzer gehört.




Dem Keramik-Gecko hat die Knipserei aber gefallen. Er verträgt ja auch die Hitze.



Ich aber habe mich in die Dusche geköpfelt. Das Pelzmäntelchen von Rosenrot hebe ich ihr für den Winter auf.


miscellanea
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