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Mittwoch, 31. Oktober 2012

Sammelsurium im Oktober

Leute, auch wenn ich es kaum glauben kann, aber dieser Oktober neigt sich schon seinem Ende zu. Übermäßig golden war er ja gerade nicht, und wie's aussieht, wird er sich frostig oder wenigstens feucht-kühl verabschieden. Also genau die richtige Zeit, um zuhause im Warmen herumzukruschen und alte Schätzchen auszugraben. Und ich finde immer was.
Dieses Gewirr an gelben Frivolitéblüten habe ich1999 produziert.



Etwas gefälliger ausgebreitet, eine ganz simple, aber - wie ich finde - doch sehr wirkungsvolle Spitze. War auch fix entworfen ... 



... aber bis die Spitze für das Tischband fertig geknüpft war, hatte ich Knoten in den Fingern (und in den Augen!)



Zwei Filzseifen - Nr. 4 und 5, diesmal für harte Kerle, habe ich auch noch fabriziert. Die sind aber nicht von 1999, sondern es sind diesjährige Seifen. Sie duften nach einer männlich herben Kombination aus ätherischen Ölen und sie schrubbeln auch herb. Das sage ich euch! Ich habe sie nämlich nass eingefilzt und das so kuschelig aussehende Filzmäntelchen ist ziemlich hart und kratzig geworden. Also nix für Randlosesockenträger und Weichspülis. Sie liegen aber gut in der Hand und sorgen sicher für babyweiche Haut, wenn man sich mit ihnen abschrubbt.




Und ein Schal ist auch noch fertig geworden, ich weiß gar nicht mehr, der wievielte das dieses Jahr ist. Jedenfalls war das Licht beim Fotografieren sehr ungünstig, und das schöne Grün sieht ganz verblichen aus. Aber ich schwöre: Der Schal ist frühlingswiesengrün.



Ein Seifchen ist auch noch aus der Form gehüpft. Aber jetzt ist es zu spät dafür. Das darf dann morgen oder besser heute später am Tag für einige Fotos posieren. Und ich schlüpfe jetzt unter ein paar warme, ganz sicher nicht kratzige Decken.


miscellanea

Freitag, 19. Oktober 2012

Bad Elster - Kleine Atempause

Am vergangenen Wochenende bin ich mit zwei Freundinnen ausgeflogen. Und wohin? Nach Bad Elster. Der Badeort, verdankt seine Heilquellen derselben vulkanischen Vergangenheit  wie Karlsbad oder Marienbad. Jedenfalls liegt der Ort zauberhaft und weltabgeschieden im Tal der Weißen Elster, eingeschnuggelt zwischen waldige Berge. Das Wetter war herbstlich schön, so präsentierte Bad Elster seine schmuck renovierte Bäderarchitektur aus der Zeit rund um die vorletzte Jahrhundertwende von ihrer besten Seite.
Das Theater:

Und das Kurhaus:



Das Albertbad von außen ...


... und innen - die Eingangshalle:



Diesel gliesglämige chinesisch angehauchte Kalpfen hütet seit 1908 seinen Blumentopf an del Blücke beim Badeplatz


Blick auf die Marienquelle, in einem neueren Gebäude



Drinnen eine Orgie geschwungener Linien






Draußen herbstliche Stimmung auf den Wegen an der wässrigen Elster



Und einer kecken Elster aus Metall sind wir auch begegnet



Wir waren faul und hatten weiter nichts vor als zu ratschen und spazierenzugehen. Das ist auch ab und an ganz schön und - wie heißt das zugehörige Modewort? Genau! - es entschleunigt.
Wir sind also ganz unschleunig am Samstag morgen durch die kleinen Geschäftchen am Badeplatz gebummelt, haben die verschiedenen Wässer probiert - Elstersäuerling = gut trinkbar, Moritzquelle = Uäääbähbrr. Nachmittags sind wir ein Stück weiter nach Osten gefahren und haben uns mit einem hübschen Spaziergang auf dem Aschberg vergnügt.
Am Sonntag nach dem Frühstück folgte noch ein ausgiebiger Rundgang durch den Waldpark von Bad Elster. Da steht mitten im Wald eine Kapelle ganz aus Rinde:




Außerdem gab es alle paar Meter prächtige Fliegenpilze zu bewundern, ein wunderschönes Herbstmotiv. 




Aber es waren auch ziemlich viele Schwammerlsucher unterwegs. Wo so viele Fliegenpilze wachsen, lohnt es sich, auch nach Steinpilzen und dergleichen zu suchen. Vor einer vollkommen entschleunigten Pause im Waldschlösschen haben wir auf dem Rückweg tatsächlich noch zwei nette Steinpilze gefunden.



Und ein paar pralle, glänzende Kastanien sind auch noch mit nach Hause gekommen. Damit mache ich erst Kastanienseife und dann Kastanienseifenseife.



Also wenn ich nicht mehr aus der Moritzquelle trinken müsste, könnte ich mir vorstellen, bald wieder hinter die sieben Berge nach Bad Elster zu fahren.

miscellanea

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Hopfen und Malz (Seife Nr. 59)

Wieder einmal ist es geschafft. Die Wies'n ist vorbei, Octoberfest is finished. Weniger Besucher, mehr Polizei, mehr Bier, aber vorbei.
Obwohl ich ja gestehen muss, sehr widerwillig zwar und nur zwischen den Zähnen gezischelt: Dieses Jahr bin ich fast ungeschoren davongekommen, nur fast, aber eben nicht ganz. Denn - da waren einmal diese Hüte, in schreienden Farben, je schriller, desto besser. Jeder und jede trug sie spazieren und alle ...



... ausnahmslos alle, auch Hübsche, sahen damit aus wie die Deppen, egal ob in Tracht oder nicht. Was 50 Wochen im Jahr der Gipfel der Uncoolness ist, wird zum Oktoberfest Mode. Verrückte Welt. Und dazu die bunten Federn! Hollütühüte!
Und dann ... Ich bin aber auch selbst schuld. An einem Wies'nsamstag musste ich unbedingt nach München fahren, jawohl. Ich musste nämlich auf ein Seifensiedertreffen. Da wollte ich partout hin. Doch was für eine Odyssee! Fünfzig Minuten Wartezeit auf dem Bahnhof, ein Zug fiel kommentarlos aus. Wozu die Fahrgäste auch informieren. Warten ja doch alle wie die Schafe. Ich auch. Es regnete. Genug Zeit für Beobachtungen:



Gänzlich misslungene Verkleidung - Cargoarbeitshose und Wanderstiefel ergeben nicht einmal in Kombination mit Trachtenhut und Joppe eine Tracht, auch nicht bei einem frommen Mann. Hat er sich mit dieser Botschaft vor die Bierzelte gestellt: "In Hoffnung freut euch - in Trübsal harrt aus - im Gebet haltet an?" Tapfer!
Im Zug dann Aufregung. Bombenwarnung im Hauptbahnhof. Der Zug fährt trotzdem ein. Eh schon wurscht! Vor mir eine Gruppe Gothic Girls im schwarzen Gothic Dirndl: Springerstiefel, zerrissene Netzstrumpfhosen und Silberspinnen um den Hals. Irgendwie originell. Sehen alle aus wie Wednesday Addams.
Im Bahnhof sind die Durchgänge mit roten Bändern abgesperrt, bleibt nur der Weg zur U4. Die eingefahrene U-Bahn spuckt Horden von angeheiterten Oktoberfestbesuchern aus, drinnen Bierleichen und Biermief pur. Am Stachus kommt und kommt die Tram nicht. Neben mir singt einer: "Red Bull macht mir Flüüüchel!" Auf der Sonnenstraße demonstrieren sie für eine fleischlose Wies'n, ein ehrenhaftes, aber zum Scheitern verurteiltes Unternehmen. Red Bull neben mir rülpst herzhaft. Endlich die Straßenbahn, ich steige in den letzten Wagen, der ist merkwürdig leer. Natürlich, hat ja einer hineingekotzt. Was für ein Wahnsinn! Ich flüchte mit zugehaltener Nase in den weniger stinkenden Bereich des Waggons. Red Bull verfolgt mich, winkt mit den Händen: "Flüüüchel, olala, Flüüüüchel". Ich kann endlich aussteigen, gefolgt von einem letzten krachenden Rülpser und einem freundlichen Winken.
Und da gibt es Leute, die mich allen Ernstes fragen: "Sie mögen das Oktoberfest nicht?"
NEIN!!!
Nun ja, immerhin hat es mich zu einer Seife inspiriert, gesiedet am ersten Tag danach, damit Hopfen und Malz nicht ganz verloren sind.

100g Kokosfett
100g Olivenöl (mit Hopfenzapfen angesetzt)
96g Palmfett
4g Palmkernfett
50g Rotes Palmöl
150g Rapsöl
25g Sheabutter (raffiniert und unraffiniert)
Lauge aus Hopfentee
Zwei Esslöffel Gerstenmalz
Geplante Überfettung: 7%
Ich wollte einen krautig-zitronigen Duft, der zum Malz und zum Hopfen passt, also nur nichts Süßes. Deshalb duftet die Seife nach den ÄÖ Rosmarin, Zedernholz, Zitronengras, Thymian, Eukalyptus, Melisse, Lorbeerblatt und Pfefferminze - Was für eine Mischung!
Die satte Farbe (lässt auch die Idiotenhütchen blass aussehen) kommt vom Roten Palmöl und dem Malz. Sieht ein bisschen aus wie Biergelee.

Grinsekatz nach einer Maß Festbier, hm vielleicht zwei:


Upps - mit der Tür ins falsche Bierzelt, äh Haus. Der ist nicht fürs Bier zuständig. Aber so knackig frisch aus der Tiefkühltruhe sieht der Sixpack doch recht ordentlich aus.


Red Bull verleiht Flüüüchel!


Es geht natürlich auch ohne Bier, soll aber nicht ganz so lustig sein, hab ich mir sagen lassen. Obwohl, wenn ich mir ihn so ansehe, funktioniert es auch mit Apfelsaft.


Und zum Schluss ...


... ein Glücksschweinchen:
Dafür, dass ein bestimmter Hutdesigner seine wahre Berufung erkennen und Holzfäller in Kanada werden möge oder Telefondesinfizierer oder Kamelhirte irgendwo in Abu Dhabi.

miscellanea

Sonntag, 7. Oktober 2012

Herbstlaub (Seife Nr. 55)

Schon am ersten Augustsamstag habe ich eine Seife in herbstlichen Farben gesiedet. Da der Leim für die Trichtermarmorierung schön flüssig sein sollte, habe ich alle Regeln gebrochen und nach dem folgenden Rezept gearbeitet:

550g Olivenöl
100g Babassu
50g Rizinusöl
Gefärbt mit: Weißer und grüner Tonerde, Eisenoxyd rot und orange
Beduftet mit: Weihrauchöl, Lorbeeröl, Zedernholzöl und Litsea cubeba
Geplante Überfettung: 6-7%

Wie leicht zu sehen, war diese Seife von Anfang an dazu bestimmt lange, sehr lange weich zu bleiben. Da ich auch jedes Pigment und die Tonerden noch je mit ein bis zwei Teelöffelchen Wasser angerührt habe, konnte ich in aller Ruhe trichtern. Eigentlich hätte ich das auch noch fünf weitere Stunden, den ganzen Abend lang gekonnt. Und wenn ich recht bedenke, wäre es auch noch am anderen Tag ein leichtes gewesen. Und jetzt ist die erste Oktoberwoche schon vorbei und die Seife ist noch immer sehr weichherzig. Ja, ja, ein Herz wie Butter. Aber mir hat die Warterei gereicht, ich habe sie geschnitten, gehobelt und aufgehübscht, damit ich hier wieder einmal etwas vorführen kann. 




Und damit auch ein bisschen "goldener Herbst" dabei ist, habe ich noch ein paar Stempeleien untergebracht. Der Stempel ist ein Knopf mit Baummotiv. Da aber das Bäumchen um eine Winzigkeit weniger erhaben ist als der Rand, erzeugt es beim Stempeln keinen besonders tiefen Abdruck, leider. Mir gefällt der Stempel trotzdem.




Ich mag diese erdigen Farbtöne ungemein. Die Seife erinnert mich an die auf Holz gemalten Marmormuster in Barockkirchen. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass die Seife, wenn sie sich beim Trocknen etwas eindellt und verzieht, ihr rustikales Äußeres noch steigern wird. Ich finde, das passt doch sehr gut zu ihr.

Eigentlich war die Herbstseife für das Erntedankwichteln im Seifentreff bestimmt. Aber auch zum letztmöglichen Versandtermin hätte ich sie nur in einer Flasche verschicken können. Deshalb habe ich meinem Wichtelkind eine andere Seife geschickt, die hoffentlich gefällt.
Und übrigens war heute Auspacktag für das Erntedankwichteln. Lauter gute Sachen haben sich zu mir hergewichtelt: Honig, Marmeladen, Zucchinirelish, Kürbissenf, Hollerblütensirup, English Marmalade, Johannisbeergelee und -sirup, Antipasti, Quittensenf und und ...



Dazu noch Gewürz- und Senfgurken - ach, die liebe ich. Und fünf Liter Apfelsaft. Und ein handgeschriebenes Rezeptheft. Und nicht zu vergessen, eine Seife mit Ziegenfett. So eine hatte ich noch nie. Bin mal gespannt auf das Anwaschen.
Wenn ich nicht ganz falsch liege, ist heidibirn meine Wichtelmama, bei der ich mich hiermit nochmals ganz herzlich bedanken möchte für das schöne Paket.



Und jetzt - ganz passend zum Thema - bin ich zum Essen eingeladen. Ach, geht's mir gut.

miscellanea
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